Dienstag, 20. Februar 2018

(fast) letzte Vorbereitungen - MD100 is calling...

In den letzten Tagen wurde ich zunehmend unruhiger. Meine Nervosität in Bezug auf den bevorstehenden Lauf nach Bad Staffelstein machte sich bemerkbar, gern abends. "Was ist das richtige Equipment, was die richtige Strategie ? - werde ich es schaffen. Und wenn "ja", in welchem Zustand laufe ich dann in Staffelstein ein ?" - ich weiß ja noch vom letzten mal: der Zieleinlauf ist extrem schwierig, weil die Kraft des Zieles dann in sich verpufft und zusammenbricht. Was hält Dich dann noch auf den Beinen ? - Dinge nicht entscheiden zu können macht mich unruhig. "Ausgesetzt sein", "warten müssen", "wie es sich ergibt". Ja, kenn ich alles. Mag ich aber nicht. Ich hab die Dinge an mich gezogen, ich setze die Steine für mich in meinem Garten. Ich mag die Planung, die Berechnung, die korrekte und exakte Durchführung. Das Gegenteil von spontan. Spontanität brauch ich unterwegs noch genug. Es gibt noch genug Krisen zu überwinden auf dem Weg nach Staffelstein.

Heute auf der Radfahrt von Lauf nach Vorra (auch "frisch" genug) hatte ich dann SPONTAN einige Ideen in Bezug auf meine Ausrüstung und Kleidung am Samstag. Nach heutigem Stand wird es nachts etwa -9/-10°C haben, tagsüber kaum mehr als 0°C. Das hat mir einige Gedanken gemacht. Offensichtliche ("ist deine Kleidung warm genug ?"), als auch weniger offensichtliche. So vereisen die Mundstücke der Trinkbeutel des Laufrucksackes bei diesen Temperaturen. Und tatsächlich vereisen sie auf eine Art und Weise, die ein trinken dann unmöglich macht. Die Ventile verstopfen einfach, nichts geht mehr. Auch schon gehabt. Brauche ich nicht bei 110km. Da brauch ich Flüssigkeit, und zwar ausreichend. Sonst übersäuern die Muskeln zu schnell und mit Laufen ist dann nicht mehr viel. Also kontrolliere ich die Flüssigkeitsmenge unterwegs (jepp, gibts eine APP dafür) und verwende die Trinkflasche meines letzten Ötztaler Radmarathons. Die ist nämlich als große Ausnahme gegenüber normalen Flaschen isoliert. Also keine Thermosflasche, aber doch doppelwandig. Dort wird das Wasser nicht gefrieren. Auch werde ich ein Tuch vor dem Mund tragen, um nicht direkt die kalte Luft einzuatmen. Das ist schlecht für die Bronchien, und bei 15h unterwegs spielt das durchaus eine Rolle. Diese Tücher ("buffs") habe ich auch schon vom radfahren her. Ein Schlauch in Tuchform. Den kann ich über den Kopf auf den Hals ziehen und als Schal tragen sowie über Mund und Nase ziehen, um die Luft anzuwärmen. Da der Atem in dem Tuch mit der Zeit gefriert, vereist auch auch das Tuch im Laufe der Zeit. Aber die "Buffs" kann ich einfach ein Stück weiterdrehen und somit das vereiste Stück zur Seite schieben. (Die vereiste Stelle des Tuches lässt auch weniger Luft zur Atmung durch und vermindert so meine Leistung beim Laufen. Schon deswegen muss ich es wegdrehen können, ohne auf die Filterfunktion verzichten zu müssen).

Auch lampentechnisch werde ich doch nicht auf meine Notlampe ausweichen. Das wollte ich aus Gewichtsgründen tun (sie wiegt nur 60gr gegenüber der leuchtstarken Lampe mit 180gr). Aber da ich um 04:00 Uhr starten werde, sind es bis Betzenstein 2,5-3,0h in der Dunkelheit. Da will ich was sehen, zumal solo. Da ich diese Lampe mit einem USB-Kabel auch wieder laden kann, spare ich mir im Gesamtgewicht einen Ersatzakku. Denn für mein Smartphone hab ich eine "Powerbank" dabei (ein Ladeakku), der sowohl für das Smartphone, als auch für die Lampe reicht. So kann ich diese während dem Tageslicht unterwegs wieder aufladen und hätte am Abend ausreichend Leuchtpower, wenn ich über den Staffelberg krieche...

Mir über solche Fragen klar zu werden hat mich sehr ruhig gemacht. Und das passt gut in die Zeit. Jetzt, 4 Tage vor dem Start, ist ein guter Zeitpunkt, die endlosen "wenn und abers" abzulegen und in ein "GENAU SO MACH ICH DAS" zu verwandeln. Jetzt ist kein Platz mehr für Wendemanöver und Ausweichschritte. Jetzt "geh mers an". Jawohl. Endlich. Mein Lauf des Jahres, mein persönliches highlight. Ohne Veranstaltung, ohne Verpflegungspunkte, ohne Urkunde und Zieleinlauf. Nur ich für mich. Zeit zum Laufen, Zeit zum Denken, Zeit zum Fühlen. Zeit mich zu erschöpfen und neu zusammenzubauen.

In diesen Zeiten, in denen mir als Ausrüstungsfan etliche Materialien zur Verfügung stehen und ich damit auch Daten über mich sammel (mit allen datenschutzrechtlichen Vor- und Nachteilen), möchte ich doch gern vor allem für meine Eltern mal die Daten für sich sprechen lassen. Aber nur mit dem Hinweis auf den mantra-artigen Satz, den ich mir bei jedem Lauf am Beginn sage: "Passieren kann immer was. Es kann IMMER ALLES passieren. Los jetzt !"

Zunächst ein paar körperliche Daten:


  • 51 Jahre (klar), etwa 176cm, 74kg. Das macht einen BMI (body mass index) von 23,3. Das ist per Definition ein Normalgewicht. In Deutschland liegt der durchschnittliche BMI für Männer in meinem Alter bei 27,9.
  • Mein Gewicht setzt sich derzeit zu 8% aus Körperfett, zu 30.6% aus Skelettmuskelmasse und zu 66.4% aus Wasser zusammen.
  • seit einer Woche messe ich auch jeden Morgen meinen Blutdruck. Er liegt jetzt bei einem Wert von 126 zu 80 mmHg bei einem Puls von 67. Absoluter Normalbereich. Nach einer Studie aus 2011 haben nur 18% der Männer in Deutschland zwischen 18 und 79 Jahren optimale Blutdruckwerte.

    Zu meinen Leistungsdaten:

  • Im Januar 2018 bin ich 267km gelaufen, im Februar bisher 212km. Im Wochendurchschnitt sind das etwa 48,5km. Dabei habe ich in 2018 beim Laufen in insgesamt 56 Stunden fast 14.000hm überwunden. Das radeln kommt extra noch dazu.
  • Mein VO2max liegt derzeit bei einem Wert von 49. Wie gesagt, laut GARMIN befinde ich mich damit bei den letzten 5% der Männer. 95% in meinem Alter haben einen schlechteren Wert. Der VO2max gibt Auskunft darüber, wie viel Sauerstoff die Lunge pro Atemzug aufnehmen kann. Je mehr, desto besser.
  • beim Vergleich mit GARMIN laufe ich pro Woche mehr als 99% der Benutzer (!). Beim Radfahren fahre ich mehr als 74% der Nutzer (Männer in meinem Alter). 
Nun, diese Daten sind nur ein kleiner Ausschnitt und sie sagen viel und gar nichts. Passieren kann trotzdem was. Aber so ganz schlecht ist die Grundlage also auch nicht.

Als ich dann heute mit dem Rad hier in Vorra angekommen bin, hab ich mir vorgenommen, in Bezug auf den Samstag und meinen MD100 nicht mehr in Problemen zu denken, sondern nur noch in Lösungen. Und das spiegelt ganz gut wider, wie es so insgesamt "um mich steht" und "wie es mir geht". Genau so.
Laßt uns anfangen...


Samstag, 10. Februar 2018

Vorbereitungen "MD100 free solo" 2018

Es ist wieder so weit. Nach 2014 und 2016 möchte ich dieses Jahr wieder nach Staffelstein laufen. In wenigen Tagen werde ich mich wieder auf den Weg machen.
Diesmal werde ich dem "Main-Donau-Weg" von Hersbruck nach Staffelstein folgen. Zum einen, weil mich das schon lange mal reizt (führt doch der Weg von Hersbruck nach Betzenstein, und das bin ich schon oft gelaufen) und zum anderen, weil es einen roten Faden in die Routenplanung bringt. "Einfach" immer dem Zeichen des "Main-Donau-Weges" hinterher.
Da ich ja inzwischen in Vorra wohne, werde ich wahrscheinlich von Vorra aus starten und mich auf Nebenwegen nach Stöppach hocharbeiten, und dort auf den MD einschwenken.

Im Vorfeld habe ich vier meiner Laufbekanntschaften zu diesem 100er "free solo" eingeladen. Nicole hat abgesagt, Martin ist leider verhindert, Robino kann sich ein Teilstück vorstellen und Gerhard überlegt noch, ob er mich begleiten kann.

Diesmal möchte ich früher als bisher loslaufen. Um 04:00 Uhr wird es losgehen. Sollte mich Gerhard oder Robino begleiten, werde ich von Vorra mit dem Rad nach Hersbruck fahren um dort gemeinsam zu starten. Für die rund 110km rechne ich mit 15 Stunden. Das bedeutet dann die Ankunft in Staffelstein um 19:00 Uhr. Von der Dunkelheit in die Dunkelheit.

Bei Ankunft in Staffelstein möchte ich diesmal direkt in einen Gasthof einkehren und dort dann auch übernachten. Am nächsten Morgen will ich dann in Staffelstein in die Therme und mich dort regenerieren, bevor ich dann mit dem Zug wieder nach Vorra zurückfahre. - OK, auch ich werde älter...

Nach meinen vielen Läufen von der Arbeit nach Hause habe ich mich an die Dunkelheit gewöhnt. Ich habe meine Hemmschwelle überwunden und ich kenne mich selbst inzwischen genug. Bin ich erst mal draußen und unterwegs, kann ich mir nichts besseres vorstellen.

Ich habe auch versucht, mich und meine Ausrüstung weiter zu optimieren:


  • bei Nässe, Nebel, Schnee und Pollen draußen unterwegs zu sein bedeutet für mich als Brillenträger auch, dass ich nach kurzer Zeit nichts mehr richtig sehen kann. Die Brillengläser beschlagen, kriegen die Feuchtigkeit von vorne ab (Regen, Nebel, Schnee) oder von innen kommt die Tränenflüssigkeit wegen der Pollen.
    Damit ich nicht ständig irgendwie was wischen muss um etwas zu sehen (vor allem die Hindernisse und Bodenbeschaffenheit auf den Trails), habe ich mich zu "Tageskontaktlinsen" entschieden, die ich mir vom Optiker habe anpassen lassen. Wie der Name sagt, sind die nur für einen Tag. Morgens rein, abends raus. - zum lesen des Smartphone und GARMIN-GPS-Displays habe ich zusätzlich eine Lesebrille dabei (denn mit den Kontaktlinsen sehe ich draußen nun ausgezeichnet, aber ich kann nichts mehr in der Nähe lesen). Beides zusammen habe ich nun die Tage ausprobiert und es ist eine enorme Verbesserung für mich.
  • ich habe bisher 3/4-lange Laufhosen von GORE. Eine auch als WINDSTOPPER-Version, d.h. sie ist auf der Vorderseite beschichtet und schützt gegen Wind und Auskühlung. Für meine Radfahrten habe ich auch eine GORE-MTB-Hose, die ich perfekt durch Reißverschlüsse regulieren kann. Lange habe ich nun nach einer langen Laufhose gesucht, die mich im Winter gut schützen kann und nicht zu schwer ist. Die MTB-Hose wiegt 400gr. Am "Mann" ist das kein Problem, aber wenn ich sie im Rucksack mitnehme, dann machen sich 400gr auf 110km schon bemerkbar, denke ich. Zumal sie nicht wasserdicht ist und bei Nässe im Laufe der Zeit immer nasser und schwerer wird.
    Jetzt habe ich eine GORE gefunden, die perfekt passt: sie ist wind- und wasserdicht, fürs Laufen gemacht und wiegt 250gr. Sie hat Reißverschlüsse bis oben und so kann ich sie an- und ausziehen, ohne die Schuhe ausziehen zu müssen. Genial. So kann ich sie sowohl bei Pausen unterwegs überziehen, als auch bei schlechtem Wetter, als auch in Staffelstein bei der Ankunft im Gasthof. Dort kann ich ja schlecht mit nasser und verschwitzter Laufhose den ganzen Abend herumsitzen und dann am nächsten Tag im Zug zurückfahren. Mit der langen, leichten Hose klappt das prima !
  • unterwegs möchte ich gerne wieder meinen Kocher einsetzen und mir was warmes zu Essen machen und mal 2-3 kleinen heißen Tassen Kaffee zu genießen. Das wärmt nicht nur, es tut auch der Psyche unterwegs gut.
    Um schneller Essen und weniger in der Kälte warten zu müssen bis die "5-Minuten-Terrine" fertig ist, habe ich folgendes ausprobiert und bin sehr zufrieden damit: ich koche mir am Vorabend meine Nudeln in der Menge, die ich unterwegs essen möchte fix und fertig. Portionsweise fülle ich sie in Gefriertüten ab und muss dann unterwegs nur noch schnell das Wasser kochen, den Kaffee zubereiten und gleichzeitig die fertigen Nudeln ins heiße Wasser kippen. Nach wenigen Augenblicken sind die aufgewärmt und heiß und ich kann den Kocher sofort wieder wegpacken. Das spart einiges an Zeit und Warterei. Denn ich habe mich schon oft gefragt, ob beim Kochen im Winter der "Wärme-Effekt" der heißen Nudeln nicht dem "Kälte-Effekt" des Wartens unterliegt. 
    Kochen auf dem Moritzberg, Trailrunning im Januar 2018
  • um nicht zu stark auszukühlen wechsel ich beim Kochen sofort mein Laufshirt und ziehe eine leichte Weste über, die ich dann beim Laufen wieder ausziehe. So bleibe ich einigermaßen warm. Das Zusatzgewicht der shirts und der Weste liegt bei etwa 400gr. Das ist bei dem zu erwartenden Nutzen gut zu verkraften.
  • sollte sich unterwegs doch mal ein Wildschwein zeigen, hab ich inzwischen eine kleine Dose Pfefferspray dabei. Nix großes, aber immerhin eine effektive Methode. Bisher sind mir in meinen Läuferjahren erst wenige Wildschweine begegnet, und die wenigen hatten es entweder eilig oder nahmen von mir keinerlei Notiz. Also seh ich das nicht so eng. Die Viecher sind ja in der Öffentlichkeit die "neuen Wölfe", könnte man meinen. Aber gut. Ein klein wenig mehr Sicherheit habe ich also dabei. Wie war doch die Werbung von "Müllermilch" ? - "...wenns schee macht !"
  • ich setze auf mein kleines Outdoor-Smartphone in Kombination mit meinem GARMIN 64s. Bei dem kleinen Smartphone kann ich problemlos den Akku tauschen (der wiegt wenige Gramm) und es hat einen Extra-Knopf an der Seite, mit dem ich den Foto auslösen kann, ohne die Handschuhe ausziehen zu müssen. Ein großer Vorteil unterwegs ! - mein GARMIN-GPS-Gerät zeigt mir den Weg und zeichnet meinen Track auf. In Kombi mit dem Smartphone werde ich "live-tracken" und wer will kann meine Route ja verfolgen - insofern das live-tracking problemlos funktioniert. Das tut es nicht immer, aber ich werde es morgen in dieser Kombi noch einmal ausprobieren. Meine GARMIN-FENIX-Uhr wäre zwar leichter, kann aber nicht navigieren. Das 64s bietet neben der Navigation auch "Routing", d.h. ich kann mitten im Wald eingeben: "bringe mich zum nächsten Arzt, Gasthof, Bier, etc.". Das Gerät berechnet dann die Route und führt mich zum Ziel. Das klappt perfekt, wie ich in Tübingen-Sindelfingen am 01.01.2018 schon probiert habe. Ausserdem verwendet das GARMIN die gleichen Akkus wie meine Not-Stirnlampe, und so ist mir mit einem Zusatzakku bei wenig Gewicht viel geholfen: entweder für das GPS oder für das NotfallLicht.
In 2018 bin ich bisher 360km gelaufen und 560 geradelt. Ich wiege 74kg und hab einen BMI von 23.4 - was also einem "Normalgewicht" entspricht. Mein Ruhepuls liegt weiterhin bei 49. Meine "VO-Max" (also die Fähigkeit, unter Belastung die maximale Sauerstoffmenge aufzunehmen) liegt ebenfalls bei 49. Das ist ein errechneter und kein gemessener Wert, aber immerhin. GARMIN bemerkt dazu: 

Ihre VO₂max beträgt 49. Das ist überragend für Herren im Alter von 50-59. 
Sie gehören zu den oberen 5 % in Ihrer Alters- und Geschlechtsgruppe.

Na denn. Kann ja so viel nicht mehr schief gehen...

"home-run" vom 01.02.2018, Nähe Oberndorf/Reichenschwand

durch die Fränkische


Zunächst lief ich von Vorra nach Eschenbach. Das ist quasi die Hausrunde, direkt von der Haustüre auf markiertem Wanderweg in den Wald. Mit mehr oder weniger kleinen Steigungen geht es immer schön dahin unterhalb der Kletterfelsen von Düsselbach und Alfalter bis zum "Wengleinpark", einem Hutanger in Eschenbach. Auch führt der Wanderweg direkt an einem Naturfreundehaus vorbei. Da würd ich gern mal eine Wochenende "Selbstversorger" machen.


Auf diesem Weg nach Eschenbach kehrt immer viel Ruhe in mich ein. Das liegt an der Beschaffenheit des Weges (ein schöner, breiter, wurzelgesäumter Wanderweg) und der Umgebung (Mischwald, oberhalb des Tales, zwei Kletterfelsen). Gerade ab dem Naturfreundehaus wirkt es schon recht verwunschen, der Weg wird schmaler und bald stehe ich vor dem Wengleinpark in Eschenbach.

In Eschenbach bleibe ich gleich oberhalb des Ortes und nehme mit dem Rotpunkt direkt den Weg hinauf ins Hirschbachtal.


In einem herausfordernenden, gleichmäßigen Anstieg geht es dann wieder hinauf auf den Hausberg von Vorra, den "Vorraberg". Auf meinen ersten Läufen nach meinem Umzug war das ein ebenso reizvoller Weg, "Waldweg" eben, Wurzeln, Trailpfad. Dann haben sie ihn zugeschüttet mit Schotter, verbreitert und plattgewalzt, von unten bis oben hin. Eine Schande. Hassenswert.

Nach einer reizvollen Querung durch den Wald (dann wieder richtiger Wanderweg) gelange ich direkt oberhalb von Vorra auf die Anhöhe des Vorraberg. Hier mischt sich Wald mit vielen Freiflächen und damit mit zahlreichen Ausblicken. Das die Freiflächen auch (aber nicht nur) wegen der Hochspannungsleitung entstehen empfinde ich nicht mal als störend. Viele Pflanzen tummeln sich auf den freien Flächen, viel wird landwirtschaftlich genutzt, aber eben nicht alles. Ein Heer von Schmetterlingen tummelt sich hier, Spechte klopfen in der Nähe, Bussarde rufen. Perfekt.

Als Neuerung meiner Ortskenntnisse nehme ich oben dann die Verbindung nach Hirschbach hinunter. Ich laufe mit dem Gelbkreuz zunächst ein kurzes Stück auf der Mini-Verbindungsstraße, dann biegt der Weg ab und wird zu einem herrlichen Trail.



Da schlägt das Herz des Läufers höher. Ich greife einen Gedanken von vorhin wieder auf, eine Definition, die ich für mich formuliert habe: "beim Laufen bildet sich bei mir die beste Verbindung von Körper und Geist".


Spätestens hier beschließe ich, diese Route demnächst wieder zu laufen.

Unten in Hirschbach ist recht viel los. Es ist bestes Wanderwetter, die Sonne scheint, es ist nicht zu heiß und es ist Mittagszeit. Im Gasthof, den ich passiere, ist der Biergarten proppen voll. Mit Hannah hab ich hier mal übernachtet; wir fuhren mit dem Rad von Hersbruck ins Hirschbachtal. Keine große Sache, aber eine Radtour mit Übernachtung. Da hatte sie noch oft davon gesprochen.
Schnell verlasse ich Hirschbach wieder und laufe durch stille Täler in Richtung Schlangenfichte und dem Windloch, einer beeindruckenden Höhle. Schließlich zurück nach Vorra.
Sehr schön.

Montag, 10. April 2017

JUNUT 2017

Montag, 10.April 2017.

Eigentlich ist der JUNUT 2017 nun Geschichte. Am 09.04.2017 um 15:00 Uhr endete der Jurasteig-Nonstop-Ultratrail von Gerhard und Margot Börner in Dietfurt. Am Freitag um 09:00 Uhr hatte er für mich in der Gruppe der Frühstarter begonnen. Eine zweite Gruppe der Schnellen startete erst am Nachmittag.

239 Kilometer und 7.000hm nonstop. Oder wahlweise die kleine Runde mit 170km und 5.000hm bis Kastl. 130 Starter aus 8 Nationen beim Einladungslauf von Gerhard mit seiner Frau Margot und den vielen vielen Helfern an den Verpflegungsstationen und unterwegs. Wie man eine solche Strecke laufen kann ist das eine. Wie man sie als Privatperson stemmen und so hervorragend organisieren kann, ist mir das viel größere Rätsel.

Fast ein Jahr habe ich mich vorbereitet. Beim letzten Junut in 2016, meinem ersten Versuch, kam ich  nur bis Matting, der ersten von drei "drop-bag"-Stationen, bei denen man auf der Strecke wieder an seine Ausrüstung kommt, die vom Team im Auto zu den Stationen gefahren wird. Damals hatte ich arge Probleme mit mir und meinem Puls und bin dort lieber rechtzeitig ausgestiegen. Das hatte ich  nie bereut und es war zu jederzeit die richtige Entscheidung. Aber ich hatte beim Junut "noch einen Sack hängen", den ich nun abgenommen habe.

Wie so oft bei mir ergeben sich manche Ideen aus einem Moment heraus. Sie verzaubern mich dann und wenn es gute Ideen sind, dann bleiben sie im Gedächtnis und bahnen sich ihren Weg bis in die Realität. Eine dieser Ideen ist es gewesen, den JUNUT 2017 vor der Haustüre in Hersbruck zu beginnen und mit dem Rad nach Dietfurt zu fahren. Dann den JUNUT mit 239 Kilomtern zu laufen und dann wieder heim. "by fair means" sozusagen. Mit Zelt, Schlafsack und Kocher.

Letzten Donnerstag, am 6.4.2017 bin ich dann gegen 11 Uhr aufgebrochen in Richtung Dietfurt. Meine komplette Ausrüstung hatte ich auf einen 10kg-Rucksack eingedampft, was für mich schon mal der erste Teil einer logistischen Herausforderung gewesen ist:

alles Material für den Lauf

  • Wechselwäsche, Laufkleidung für den Tag und für die Nacht, Windstopper, BUFF-Kopftuch, warme Handschuhe, leichte Handschuhe
  • Laufschuhe & Gamaschen
  • LaufRucksack
  • TrailrunningStöcke
  • Technik wie GPS, Lampen, Smartphone, Ersatzakkus, Powerbank, Kopfhörer, ANT+ und bluetoothHerzfrequenzsensor, Ladekabel
  • die Energie für mich (GELs, Sportriegel, InstantKaffee, InstantEssen)
die Ausrüstung für die Übernachtung im Zelt
  • Ein-Mann-Zelt
  • Isomatte
  • Schlafsack
  • Kocher
die Ausrüstung für das Rad
  • Notfallwerkzeug
  • Notfallschlauch
  • Notfall-Gas-Luftpumpe
  • Schloss
  • Trinkflasche
  • Beleuchtung
  • Helm, Trikot, Radschuhe, Radüberschuhe, Radjacke, Radbrille, Radhandschuhe
und die medizinische Abteilung
  • HeuschnupfenTabletten
  • Hustentabletten
  • NotfallSchmerztabletten
  • NotfallMullbinde
  • RadfahrerCreme
  • Magnesiumtabletten
  • Zahnbürste und Zahnpasta
  • Duschgel und Handtuch
  • sowie Brillenputztücher und Lippenbalsam (auch wegen Heuschnupfen).


Die zweite logistische Herausforderung bestand darin, a) unterwegs nichts liegen zu lassen und b) die Ausrüstung in die Reihenfolge des Ablaufes zu bringen, also alles dort zu haben wo ich es brauche.

Hat alles ganz hervorragend funktioniert. Nur als ich in Matting mit der Freiwilligen Feuerwehr in einem Schlauchboot die Donau überquert hatte, fiel mir genau auf dem Fluß ein, dass ich zwar in der kurzen Pause von etwa 30min meine Nachtausrüstung optimal eingewechselt hatte, mein Smartphone mit der Powerbank geladen hatte, aber die Energie für mich selbst vergessen hatte. Ich hatte die 240km in drei Drittel aufgeteilt und meine Energieversorgung in GELS und POWERRIEGEL entsprechend portioniert. Auf den ersten 79km hat das gut funktioniert und dementsprechend war mein Vorrat in Matting leer. Aber ich hätte in der Pause meine GELS aus dem DropBag auffüllen müssen. Vergessen. Vorbei. Wie Norman Bücher schreibt: "hinsetzen und heulen oder weitermachen".

Fest vorgenommen hatte ich mir, mein eigenes Ding zu machen. Weder auf Zeiten, noch auf andere Läufer noch auf "cut-off"-Zeiten zu achten: "Entweder komme ich auf meine Art zu Laufen durch, oder es reicht eben nicht. Egal ob vorne oder hinten, ich zieh mein Ding durch".

Das ging relativ gut, aber ich merkte in der Anspannung des Starts, dass ich mich sehr wohl an anderen orientierte. Zwar ging ich bewusst als Letzter über die Startlinie und wohl ließ ich es sehr langsam angehen. Aber zwischendrinn ist es sehr schwer, zu 100% die Disziplin aufrecht zu halten. Insbesondere, als ich mich motivierte und nur positive Gedanken zulassen wollte. Ein Spruch war zum Beispiel: "je länger es dauert, desto besser komme ich damit zurecht". Nun, der Gedanke war sehr verlockend und gut gewählt, nur stimmte er so nicht. Und er ließ mich schneller Laufen als es notwendig gewesen wäre. Gut geholfen hat mir allerdings, mich bei fast jeder Steigung in ein Gehen zu verpflichten statt weiterzulaufen. Und da es beim JUNUT sehr viele Steigungen gibt war das ein guter "Tempomat".

Nachdem sich die Anspannung des Anfangs ein wenig gelegt hatte, öffnete sich Zeit und Raum für die Umgebung. So viele Blüten am Weg, so viele Vögel. Spechte, Rotschwänzchen, Goldammern, in der Nacht die Käuzchen mit ihren Rufen. Phantastisch. Ich hatte mein Smartphone auf "Ultra-Energie-Sparen" gestellt und musste es für jedes Foto auf "normal" umstellen. Das war mir schnell zu lästig und so machte ich wenig Aufnahmen. Wäre ich alleine unterwegs gewesen, ich hätte dauernd Bilder machen wollen.

Ich hatte mir eine kleine Musiksammlung auf meinem Smartphone für den JUNUT eingerichtet, aber mir war nicht nach Musik. Und das überraschte mich selbst ungeheuer, denn ich mag normalerweise Musik sehr gerne beim Laufen. Durch meine mentale Vorbereitung wollte ich gern achtsam und fokussiert bleiben. Also sagte ich mir mantra-artig ständig: "achte auf deinen Atem", "achte auf deine Schritte", "achte auf Dich selbst". Auch hier war ich erstaunt, wie gut das funktioniert hatte. Weder wurde es mir langweilig, noch verfehlte es seine Wirkung. Ob es damit zusammenhängt, weiß ich  nicht. Jedenfalls rutschte ich nicht einmal in einen "doppelten Pulsschlag", wie ich es sonst schon manchmal im Sport habe. Ich brauch dann ein paar Minuten, bis der Puls wieder auf "normal" gefallen ist. Auch hatte ich mir extra eine Herzfrequenz-App eingerichtet, die per Kopfhörer meine Herzfrequenzzonen durchsagt. Aber all das war nicht nötig. Ich hatte einen perfekten Puls in den ganzen 36 Stunden und 27 Minuten, in denen ich unterwegs gewesen bin. Das ist für mich, neben der sportlichen Leistung von 170km, der größte persönliche Erfolg: sich selbst treu bleiben, "bei sich bleiben", achtsam sein.

Letztes Jahr hatte ich noch großen Respekt davor, die Nacht durchlaufen zu müssen und ohne Schlaf auszukommen. Es kam dann ja auch nicht dazu. Diesmal freute ich mich riesig auf die erste Nacht, die ich je durchgelaufen bin. Ich wollte die Erfahrung unbedingt machen und es ging erstaunlich gut. Weder die Müdigkeit war ein Problem, noch die Orientierung. Und viele viele Male dankte ich Gerhard und Margot in Gedanken dafür, dass sie in unendlicher Fleißarbeit die unzähligen (Gerhard sagte: 3000 !!!) Reflektoren an den Bäumen und Wegmarkierungen angebracht haben, damit wir Läufer sie in der Dunkelheit auch wirklich sehen.

Richtig ernst wird es mit der Nacht ohnehin erst in der zweiten, von Samstag auf Sonntag. So ist die Erfahrung derjenigen, die das schon geschafft haben. Für nächstes Jahr hängt da noch so ein kleiner Sack für mich zwischen Kastl und Dietfurt. Und sollte mich Gerhard wieder einladen, dann pflück ich mir diesen Sack der zweiten Nacht. Das ist sicher.

In allen VPs, die ich erreichte, herrschte eine tolle Stimmung. Ich fühlte mich herzlich willkommen, umsorgt, gepflegt und verwöhnt. Es ist unglaublich, was die Leute da mit Ruhe, Erfahrung und sehr viel Einsatz und Fleiß für uns Läufer auf die Beine stellen. Und es geht nicht nur um die reine Nahrungsaufnahme oder das Wasser auffüllen. Es geht um den kurzen Moment, in dem Dich jemand willkommen heißt, dich frägt wie es Dir geht und dich wieder aufrichtet. Also ich brauch das und ich hab es sehr genossen. Mein herzlicher, zu tiefst empfundener Dank an alle Euch da draußen, die ihr euch um uns gekümmert habt !

Ich wollte den JUNUT neben der sportlichen Herausforderung gerne für mich nutzen, um mir über einiges in meinem Leben klar zu werden. Persönlich kann ich beim Laufen mit am besten nachdenken. Ich brauche die Natur um mich herum, die frische Luft, den Wald und das Gras, das Moos und das summende Leben um mich herum. Das beruhigt mich ungemein. Der Rhythmus der Laufbewegung, mein Puls und meine Atmung synchronisieren sich auf wundersame Weise, und das ist der Treibstoff für die Seele und das Hirn. Also kann ich gut nachdenken und in mich horchen.

So hab ich beim JUNUT einiges über mich gelernt. Ich hab eigene Grenzen im Kopf und in den Beinen überwunden. Ich hab mich neu erfahren und neu erlebt. Ich habe etwas entdeckt an mir, was ich noch nicht kannte. 50 Jahre bin ich letzten Sommer geworden. Recht "alt" eigentlich. Und dennoch gibts noch viel zu finden und zu entdecken.

An der vorletzten VP zum Beispiel total nette Betreuer im Sportheim, die den JUNUT selbst schon gelaufen sind. Dann kam "Heike" an uns vorbei und in den VP. Auch sehr viel Erfahrung, alleine unterwegs, eine fantastische und bestens gelaunte Läuferin, der das alles nicht den Hauch von was zu machen scheint. Immer optimistisch, aber grundlegend, tief verwurzelt und nicht aufgesetzt oder übersprudelnd. Hab sie nur kurz gesprochen, aber "wow". Klasse.

Oder "Peter", der sein Tempo geht und dabei die Ruhe selbst ist. 60 Jahre (glaub ich, hoffentlich stimmts), aus Nbg. Sein Tempo, sein Weg, sein Ding. Total sympathisch.

Mit Lisa hab ich mir die letzten etwa 20 Kilometer geteilt. Wir konnten beide nicht mehr laufen sondern nur noch gehen, und das auch mehr schlecht als recht. Und auch wenn ich selbst nicht mehr gescheid gehen konnte, so konnte ich dennoch in dem ein oder anderen Moment selbst noch einmal helfen. Und auch ich war froh, den Rest nicht alleine runterwatscheln zu müssen. Fand ich gut. An der eigenen Grenze ist noch lange nicht Schluss. So viel hab ich schon mal kapiert. Und da hat die ganze Literatur auch recht: "die Distanz ist das, was dein Kopf daraus macht."

An den VPs hab ich teilweise die Blasen anderer TN gesehen und muss sagen: ich hab nicht eine einzige bekommen. Was bin ich froh ! - auch der Heuschnupfen hat mich größtenteils verschont, wofür ich sehr dankbar bin. Seit dem Januar, als ich das Ziel hatte, jeden Tag einmal laufen zu gehen, hatte ich immer wieder leichte Probleme mit dem linken Bein. Sprunggelenk und Knie. Im Laufe des JUNUT entwickelte sich das zu meinem eigentlichen Problem, weil ein "Laufen" irgendwann nicht mehr ging, sondern nur noch "gehen". An einer Stelle der Strecke muss man über die Bundesstraße, um zur VP zu gelangen. Dort steigt man über die Leitplanke. Tja, wenn man es kann. Mir fiel es sehr schwer, mein linkes Bein da noch drüber zu bekommen. Es schmerzte und ich merkte, das 170km ein gutes Ziel für mich sind. Ich hab gut trainiert und ich bin in guter Form, vielleicht meiner besten Form meines Lebens. Aber Fehler hab ich in der Vorbereitung auch gemacht, und die wurden nun Schritt für Schritt ausbezahlt. "Die Dosis macht das Gift", wie immer. Ich bin für mich auf einem guten Weg in Sachen "Achtsamkeit", aber für den nächsten Lauf der Kategorie eines JUNUT braucht es da noch mehr davon. Da müssen die Dinge wie Training, Vorbereitung, Ausrüstung und Ablauf einfach noch besser ineinander greifen. Und das wäre denn auch das, was den JUNUT für mich auch wirklich ausmacht: er ist "ganzheitlich". Es geht sicher um das "Laufen" und um das weite Laufen, um den Sport und den Event. Aber darunter geht es auch um das was Dich ausmacht. Es geht um Mitmenschlichkeit, um Verantwortung, um Helfen und Empathie. Es geht um die Natur und darum, wie wir mit ihr umgehen. Für mich jedenfalls. Es geht um "den Weg" im konkreten und im übertragenen Sinn. Aber gut, jeder mag da das Seine finden.

Am Ende des nicht enden wollenden Hatschers hinunter nach Kastl empfing mich unangekündigt und vollkommen überraschend meine große Tochter Sophie mit Eren. Sie waren beide extra von Nbg hierher gefahren um mich zu empfangen und abzuholen. Das war unbeschreiblich und hat mich zu tiefst gefreut. Es hat den ganzen JUNUT für mich abgerundet. So hatte das ganze eine "Mitte" bekommen, ein Zentrum.

Oder anders formuliert: "Du kannst ja gehen, bis du nicht mehr kannst. Aber alleine bist Du deswegen nicht."

Ganz herzlichen Dank für diese wichtige Erfahrung und mein Dank an alle anderen, die mich in Gedanken begleitet haben.


Ich bin also keine 239km gelaufen und auch nicht mit dem Rad wieder zurück. Ich habe anderes erreicht und gefunden.



Samstag, 1. April 2017

Morgenlauf

Mittwoch, 29.3.2017

Zugegeben, ich hatte überlegt, nicht so früh aufzustehen. Um 4:45 Uhr klingelte der Wecker. Und ich merke: ich brauche morgens einfach meine Zeit. Theoretisch könnte ich auch in 15min fertig an der Türe stehen und loslaufen. Aber das möchte ich gar nicht.

Erst mal Kaffee machen und die Morgentoilette. Dann nehme ich mir so 15 Minuten für... naja, Meditation würde ich es noch nicht nennen. Aber ich sag mal: "in mich hören". Versuchen an nichts zu denken und wenn doch: "wie gehts mir heute, wie fühlt es sich an ?". Nun sind 10-15 Minuten keine "Welt", aber miri tut es gut und ich vermisse es, wenn ich es auslasse. Also steh ich früher auf. Ausserdem hatte ich auch noch etwas zu arbeiten bevor der Arbeitstag richtig beginnt, und drum war es eben recht früh am Mittwoch.

Als ich dann endlich um 6:35 Uhr los lief in Richtung Lauf an der Pegnitz, Büro, da hatte ich meine Lampe noch schnell eingesteckt. Aber eigentlich war sie nicht mehr nötig. Der Tag dämmerte bereits, und ich ließ die Lampe im Rucksack stecken.

Frisch war's, ich war froh um meine Laufhandschuhe, kam aber schnell auf Betriebstemperatur. Der Dunst und der Rest der Dämmerung lichteten sich und ein schöner, sonnig Tag kam daher. Genau recht. Ich fühlte mich immer besser, je weiter ich lief. Nach Henfenfeld und seinen Menschen (Morgenhektik, S-Bahn, Schülerbus, Pendelverkehr, HundeGassiGeher, alles unterwegs...) kam ich wieder auf freie Felder im Pegnitzgrund. Der Tau lag in den Wiesen und die Sonne ging rechts hinter mir gerade über den Horizont. Zwar war ich schon knapp drann mit meiner Zeit (will ja laufen in die Arbeit und nicht hetzen), aber bei dem Anblick wollte ich einfach stehen bleiben und auch Bilder machen. Manchmal muss man einfach das tun, was einem gerade wichtig erscheint. Sonst ist er weg und kommt nicht wieder, der Augenblick:

Guter Dinge zog ich weiter meinen Weg entlang der Pegnitz. Ich dachte an den kommenden JUNUT, und ob ich bei meinen zwei Laufnächten auch solche Morgen sehen werde.

Nicht nur "gegen die Sonne" war ein großer Reiz, auch mit dem Sonnenlicht taten sich immer wieder faszinierende Welten auf. Auf meiner "Wiese der Begegnungen" (so nenne ich die intern) waberte der Nebel wie ein Meer. Ein einzelner Baum ragte daraus hervor wie eine Insel:



Der Weg führt direkt an ihm vorbei und es ergab sich leider nicht die günstige Perspektive für das Foto, um es so zu machen, wie ich die Szene erlebt habe. Ich musste erst noch unter der Stromleitung hindurch um sie nicht aufs Bild zu bekommen, und dann war der "Inseleffekt" leider auch nicht mehr so stark wie zuvor. Also lief ich wieder hin und her, machte das eine Bild und das andere, schaute und genoss.



Auch die Zeit lief, aber "meinetwegen". Ist auch mein Morgen, nicht nur der des Dienstes, der Arbeit und der Verpflichtungen.
(Ich habe im Jahr 1-2 Krankheitstage, wenn es hoch kommt. Nicht immer, aber meist bin ich der Erste im Büro, der alles aufschließt und in Gang setzt...).

Nach Ottensoos wechselt man über eine Brücke die Pegnitz. Am Anfang der Brücke ist eine Kerze und ein Blumengedeck für einen verstorbenen Menschen. Ich schaue mir das nie näher an, um die Intimität nicht zu verletzen, aber ich achte diese Stelle immer. Und sofort nach der Brücke steht wieder ein kleiner Eichenhain, der meist einen wunderschönen Blick auf das Pegnitztal freigibt:



Ab hier geht es leider entlang der B14, die nun auch noch zur Baustelle geworden ist. So kam ich etwa 08:05 Uhr (statt 07:50) im Büro an. Zwar war vor mir noch immer niemand da, aber ich war schon tief eingetaucht in den Mittwoch. Ich nahm etwas mit in die Arbeit, was sich den ganzen Tag über noch in mir gehalten hat.

Der Morgen hatte 10 von 10 Punkten. Besser geht nicht.

Sonntag, 26. März 2017

technische Vorbereitung

Stimmt, laufen ist ziemlich technisch geworden. Zwar reicht im Grunde ein paar Schuhe, aber es gibt schon ein paar sinnvolle Dinge, die für mich inzwischen auch dazu gehören. Von sinnvollen Laufklamotten, der GPS-Laufuhr, über Laufrucksäcke und die Trailrunningstöcke ist alles dabei.

 

Aber auch das smartphone tut hier sinnvolle Dienste. Am wichtigsten ist unterwegs noch immer, das man damit telefonieren kann. Und gleich danach kommt die Möglichkeit, einen Notruf abzusetzen, falls man selbst oder ein anderer Hilfe braucht. Das geht mit jedem mobilen Telefon und für die Notrufnummern 110 und 112 braucht man nicht mal Gebühren zu bezahlen.

 

So weit so gut. In wechselnder Häufigkeit höre ich auch gerne Musik wenn ich unterwegs bin. Auch dazu dient das smartphone, denn ich kann darauf meine Lieblingsmusik speichern und unterwegs hören. Weil mich die Kabel am Kopfhörer stören und die sich immer gerne verheddern, wenn ich den Laufrucksack auf und ab setze, verwende ich bluetooth-Kopfhörer, also per Funk und kabellos. Praktisch ist daran unter anderem, das ich die laufenden Musiktitel per Knopfdruck am Kopfhörer STARTEN, STOPPEN und PAUSIEREN kann. Begegnen mir unterwegs Leute, die mich was fragen, dann muss ich nicht erst das smartphone aus dem Rucksack holen, um die Musik zu unterbrechen. Ich drück auf den Knopf am Ohr, und die Musik pausiert. Auch ist der Kopfhörer eine Freisprecheinrichtung. Kommt also ein Telefonanruf während der Musik, so blendet die Musik aus und ich kann den Anruf auch per Knopfdruck annehmen oder ablehnen. Sehr praktisch.

 

Ein eingebauter Foto ist ja beim smartphone obligatorisch und beim Laufen extrem praktisch, damit man nicht extra noch eine Kamera mit sich herumschleppen muss. Kostet alles Körner...

 

Neben all dem habe ich in Vorbereitung auf den JUNUT aber noch weitere Dinge für sinnvoll erachtet. In den letzten Tagen und Wochen hab ich sie "erprobt" und für "sinnvoll" und "gut" befunden:

 

A) Sicherheit unterwegs

 

Mit dem Telefon die 110 zu wählen geht einfach und reicht eigentlich völlig aus. Aber das smartphone hat ja ein eingebautes GPS-Ortungssystem, und von dem hat man beim normalen Telefonanruf ja nichts. Bei einem Notruf aber gleich die exakte Position durchgeben zu können macht für mich sehr viel Sinn. Zumal bei den Aktionen im Freien, in der Nacht und bei Solo-Ausflügen. Eine Aktion wie der Solo-Lauf nach Staffelstein vor 2 Jahren ist schone in Fall, wo es mir als Hilfesuchender nicht so ganz einfach wäre, dem Hilfeteam exakt zu beschrieben, wo ich bin (mitten im Wald auf Feldweg von A nach B)...

 

Nach einigen Versuchen und Recherchen hab ich die APP "mein Notruf" gefunden, die einfach auf dem smartphone aufgerufen werden kann und die zum einen die exakten GPS-Koordinaten meiner Position ermittelt, und die zum anderen diese Informationen an ein 24h-Service-Team übermittelt, die mich umgehend nach Erhalt des Notrufes anrufen. Erreichen sie mich nicht, schicken Sie sofort Polizei und Krankenwagen zu meiner übermittelten GPS-Position. Erreichen sie mich telefonisch, können sie mit mir klären, welche Hilfe ich benötige.

"Aus Versehen" einen Notruf abzusetzen ist fast unmöglich, weil der Notruf in zwei Schritten erfolgt: Taster am Bildschirm entsperren und dann den Taster auch betätigen. Nachteil: die Anwendung ist kostenlos, aber man muss den 24h-Service bezahlen, was ich allerdings verstehen kann. Man abonniert den Dienst wahlweise 1 Mon, 3 Mon oder 12Mon. Für ein Jahr kostet der Dienst 25€, für einen Monat 2,99€. Bisher hab ich das noch nicht getan, aber ich werd das mal für 3 Monate buchen. Damit komme ich ganz gut über die ganzen Veranstaltungen im Frühling/Sommer und dann mal sehen.

Ohne Abo kann man die Funktionalität bedenkenlos ausprobieren. Und die ist prima:

 

 

 

Finde ICH prima !

 

B) Überwachung Herzfrequenz

 

Ich laufe ja mit meinem GARMIN und einem Brustgurt mit dem Herzfrequenzsender. Der kann sowohl ANT+-Frequenzen für die Uhr, als auch bluetooth für das smartphone. Um also nicht wieder oder nur so kurz wie möglich in eine Doppelpulsfrequenz zu laufen, wie das bei mir leider manchmal der Fall ist, reicht der Blick aufs GARMIN. Nur will ich ja beim Laufen nicht dauernd nur auf das GARMIN schauen, sondern auch in die Gegend und auf den Weg oder den Verkehr um mich herum.

Mit "my hrm" hab ich eine einfachste APP gefunden, die sich mit dem Sensor per bluetooth verbindet, also auch über das smartphone die Herzfrequenz fortlaufend misst und (für mich sehr hilfreich) die Herzfrequenzbereiche an mich über den Kopfhörer durchgibt. Ja nach Frequenz bewege ich mich im Bereich von 1 (Ruhepuls) bis 5 (max. Puls) und die APP gibt nur durch, wenn sich was am aktuellen Bereich ändert. Laufe ich also in einen Doppelpuls, dann höre ich das sofort. Und ich höre es auch sofort, wenn der wieder abgeklungen ist und ich wieder normale Frequenz habe. SEHR praktisch für mich, und noch dazu kostenlos:

 

 

 

c) trinken !

 

Da hab ich mich erst mal selbst gewundert: eine APP fürs Trinken ?! - gehts noch ??? - durch einen anderen Ultra-Läufer bin ich darauf aufmerksam geworden: die App berechnet anhand des Alters, des Gewichtes und des Aktivitätlevels, welche Menge Flüssigkeit ich pro Tag trinken soll.

Das ist ja noch leicht, aber dann muss man ja auch eingeben, was man trinkt. Die APP macht das sehr komfortabel und einfach und tatsächlich habe ich mich schon daran gewöhnt, meine Trinkmenegen einzugeben:

 

 

Damit hab ich eine schöne Übersicht, wie viel ich heute getrunken habe und wie ich im Level liege:

 

 

Auch kann einen die APP erinnern, wenn man wieder etwas trinken sollte !

Und es gibt eine interessante Statistik, wie man die Tage so getrunken hat:

 

 

Für mich interessant: an den Tagen mit Läufen trinke ich zwar mehr als im Durchschnitt für mich nötig, aber scheints fällt an den Tagen danach mein Wasserhaushalt stark ab. Dem sollte ich entgegen wirken um mich optimal zu regenerieren und gut dabei zu bleiben...

 

Tja, ist vielleicht alles nicht nötig und muss nicht sein. Aber ich finde das sehr interessant und durchaus sinnvoll für mich und meine Aktivitäten und Ziele...

 

 

Samstag, 25. März 2017